Fabian Melzner und Sven Viehmann und die Jagd nach Trikots.
Briefmarken, Comics, Porzellan, Schallplatten und Bierdeckel – dies sind zweifelsohne weit verbreitete Sammlergebiete in unserer Gesellschaft. Doch auch andere Gegenstände gelten als beliebtes Sammlerobjekt, z.B. Eishockeytrikots und im speziellen Jerseys der Selber Wölfe.
„Was will man denn mit so vielen Trikots?“, auf diese meist rhetorische Frage haben Sven Viehmann und Fabian Melzner auch keine so richtige Antwort. „Es ist für uns eher eine Bewahrung Selber Eishockeygeschichte und einfach ein Hobby.“ Die beiden dürften die größten Sammlungen von Selber Trikots haben, was ihnen aber nicht wichtig ist. Von den 1990ern bis jetzt gibt es nicht mehr viele Lücken, Svens Sammlung ist so gut wie komplett. „Ich versuche Fantrikots in meiner Sammlung Stück für Stück durch Gamer zu ersetzen.“ Neben Trikots der ersten Mannschaft, befinden sich aber auch Trikots aus früheren Nachwuchsmannschaften in den Sammlungen. „Der Nachwuchs war und ist das Wichtigste in einem Verein wie unserem, deshalb freue ich mich immer, wenn davon etwas zu meiner Sammlung stößt“, so Melzner.
Trikot ist nicht gleich Trikot
Der Kenner unterscheidet mindestens zwischen Fantrikot, Authentic und Gameworn, auch genannt „Gamer“. Das normale Fantrikot ist das typische Trikot aus dem Fanshop. Meist eine einfache Ausführung ohne besondere Merkmale. Authentic-Trikots und Gameworn-Trikots unterscheiden sich darin, ob das Trikot in einem Spiel getragen wurde oder nicht. Beide Varianten sind meistens etwas aufwändiger hergestellt. Dies geht über besondere Schnitte des Trikots und andere Stoffe bis hin zu aufgenähten Nummern und Sponsorenlogos. „Gamer“ haben meist noch Spielspuren, wie z.B. „Bord Burns“ (brandmarken durch Reibung mit der Bande), „Puck marks“, „Holes“ und auch bereits reparierte Stellen. Auch manche Vorlieben der Spieler kommen zu Erscheinung, wenn die Ärmel für ein besseres Stickhandling eigenmächtig gekürzt wurden.
Für Laien mögen Gameworn-Trikots wie alte, zerschlissene Textilien aussehen. Für Sammler sind es jedoch die begehrtesten Stücke. „Sie sind nur begrenzt erhältlich, ihre Herstellung meist aufwendiger und sie sind original getragen, das macht den Reiz aus“, so Melzner.
Unterschriften bedeuten geringeren Sammlerwert
Im Gegensatz zu vielen Fans sind Autogramme auf den Jerseys bei den Sammler nicht gerne gesehen. „Unterschriften wirken sich eher negativ auf den Wert eines Trikots aus. Um diese zu entfernen braucht es viel Zeit und Mühe“, fügt Sven Viehmann hinzu.
Doch wie kommt man dazu Trikots der Selber Wölfe zu sammeln? „Das hat einfach irgendwann angefangen. Mein erstes Trikot bekam ich als Weihnachtsgeschenk von meinen Eltern im Jahr 2000. Damals noch viel zu groß für mich, Kindergrößen gab es damals nicht. Aus heutiger Sicht – Gott sei Dank!“, so Fabian Melzner. Das Sammeln begann beim 27jährigen aber erst vor rund sechs Jahren. „Wenn man dann über die Jahre das aktuelle Trikot der ersten Mannschaft bestellt, dann hat man auch Lust ältere Trikots zu haben. Und dann kann das Sammeln, wie in meinem Fall, zur Leidenschaft werden.“
Mit einem ERC Selb Trikot begann der „Sammelwahn“
Die größte Sammlung an Selber Trikots hat zweifelsohne Sven Viehmann. Der Stadion-DJ des VER hat seine Sammlung für alle Interessierten auch öffentlich gemacht. Unter www.woelfe-trikots.de sind alle Jerseys von Sven zu bewundern. Viehmanns Sammelleidenschaft startete etwa im Jahr 2004, als er sich um schöne ERC-Trikots aus den 1990er Jahren bemühte. „Irgendwann packte mich dann der Wahn und ich versuchte aus jedem Jahr die Trikots zu bekommen. Als Kind wollte ich immer eins, hat aber leider nicht geklappt. Vielleicht ist das der Grund für meine Leidenschaft.“
Ein „finnisches Trikot“ ist des Sammlers größter Stolz
Besonders glücklich ist Sven über ein blaues und weißes Trikot der finnischen Marke „TACKLA“, welches der ERC Selb Anfang der 90er Jahre trug. „Dafür habe ich sehr, sehr lange gesucht. Als ich als Kind meine ersten Spiele im Vorwerk gesehen habe, waren das die aktuellen Trikots.“ Auch für Melzner sind diese Trikots ein Highlight: „Sven hat da zwei wirklich besondere Stücke. Das Design von damals ist einfach spitze und als Beschäftigter bei der Firma Vishay in Selb habe ich natürlich auch einen besonderen Bezug zum Trikotsponsor `DRALORIC`. Die würden auch schon gut in meine Sammlung passen“, gibt der Fanbeauftragte des VER augenzwinkernd zu. „Eins meiner Highlights ist ein Gamer von Jörg Hanft aus der Saison 2001/02.
Das bekam ich direkt nach seinem damaligen Abschiedsspiel geschenkt, da er im letzten Drittel nochmals damit auflief. Das sind Ereignisse, die man nicht mehr vergisst.“
Wenn es um Wunschtrikots geht, haben die beiden gleich eine Antwort: Trikots der Selber Bundesliga- und Nationalspieler. „Ein Rosenheim- oder DEB-Dress von Manfred Ahne oder die Mannheimer Variante von Jörg Hanft wären eine tolle Sache. Natürlich auch ein Gameworn von Frank Hördler, ganz klar.“
Ein Fantrikot von Florian Ondruschka ist in der kommenden Saison natürlich ein Leichtes. „Einen Nationalmannschafts-Gamer vom Deutschland-Cup von Florian habe ich bereits, vermittelt durch Sven.“, verrät Fabian Melzner.
„Sammelfieber“ nicht nur auf Selber Trikots beschränkt
„Mittlerweile kann ich auf ein großes deutschlandweites Netz zurückgreifen, man kann wirklich von einer Sammlerfamilie sprechen“ führt Viehmann weiter aus. „Auch andere `Selb-Sammler` gibt es noch. Wir sind also nicht die einzigen zwei Verrückten.“ Rar und besonders sind natürlich auch die Selber Trikots aus Zeiten der zweiten Bundesliga in den 80ern. „Diese früheren Teile von adidas sind kaum zu finden. So ein Trikot wäre der Hammer.“
Als Sammelgebiet haben die beiden klar den Eishockeystandort Selb im Fokus. Doch auch Leibchen anderer Teams finden den Weg zu den beiden VER´lern. „Sven hat auch eine kleinere aber qualitativ sehr hochwertige Landshut-Sammlung. Speziell adidas-Trikots der 1980er und frühen 90ern sowie Landshuter DEL-Trikots. Bei mir sind noch ein paar DEB- und Essen-Trikots sowie ausländische Teams wie z.B. Karlsbad und New York Rangers dabei. Als Hobbyspieler kommen dann noch meine eigenen dazu“, sagt Melzner.
Wo bewahrt man eine solche Menge auf? Viehmann nutzt dafür Kunststoff-Boxen in denen seine 80 Trikots sauber verstaut sind, während Melzner (insgesamt 86 Trikots) einen ganzen Kleiderschrank voll hat.
„Unsere Frauen haben kein Problem mit unserem Hobby, es handelt sich ja eigentlich um Kleidungsstücke“, schmunzeln die beiden Sammler.
Bildunterschrift:
Die beiden leidenschaftlichen Selber Trikotsammler Fabian Melzner und Sven Viehmann „packen“ aus –
die beiden „Wölfe-Fans“ mit Ihren Schätzen aus ihren jeweiligen Trikotsammlungen
Bild: Tom Kieke