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† Jaroslav Hauer 09287 87607

Zugegeben – ein bisschen verwöhnt waren wir Presseteam-Mädels ja schon von den vorangegangenen Couch-Interviews in gemütlichen Wohnzimmern. Bei Stürmer Erik Gollenbeck sollte ein anderer Wind wehen. Zusammen mit ihm und Hündin Harlie ging es nämlich raus aufs Feld, an die frische Luft. Bei Nieselregen und einer ziemlich steifen Brise zeigte er uns Harlies lieblings-Gassi-Route. Neben Schlamm im Schuhprofil und nassen Klamotten konnten wir einiges an Insider-Infos und Spaß mitnehmen… 

Wer an Erik denkt und ihm in den sozialen Medien folgt, verbindet den sympathischen Kreativkopf längst nicht nur mit Eishockey. Sondern mit Reisen, Fotografie und Lifestyle. Er schießt nämlich nicht nur Pucks, sondern auch ziemlich gute Fotos. Wie kam es dazu?

„Meine Eltern haben ein Unternehmen, in dem ich schon immer ein bisschen nebenbei ausgeholfen habe. Irgendwann ging es darum, ein einheitliches Erscheinungsbild dafür zu entwickeln und eine neue Website auf die Beine zu stellen. Da mich das alles sehr interessierte, hab´ ich mich einfach mal hingesetzt und versucht, mir das selbst anzueignen und dran rum zu basteln. So hab´ ich immer mehr Gefallen daran gefunden und kam zu der Entscheidung, mir mal Ausbildungsberufe dazu anzuschauen. Ich bin also nach Leipzig gefahren und habe dort eine Ausbildung zum Grafikdesigner begonnen. Während der Zeit hat mich dann vor allem das Thema Fotografie so gefesselt, dass ich zu Foto- und Mediendesign gewechselt bin. Das Erlernte konnte ich direkt umsetzen, weil ich parallel weiterhin für die Firma meiner Eltern gearbeitet habe. In diesem Zuge habe ich den Grundstein für ein neues Corporate Identity gelegt und daran mitgewirkt.“

 

Das Ganze klingt nicht nur nach Hobby, sondern nach einem ziemlich patenten „Plan B“ für die Zeit nach der Profi-Karriere auf dem Eis…oder?

„Ja, das ist schon mein Ziel. Irgendwann später einen guten Übergang vom Eishockey in diesen Bereich zu finden.“

 

Eishockey in Selb, Firma in Crimmitschau… Erik hat auch dafür einen festen Plan, um alles unter einen Hut zu bekommen:

„Ich nutze meinen eigentlich freien Tag für den Job in Crimmitschau. Deshalb lege ich meine Termine meistens auf Montag und Donnerstag, da wir dann erst später Training haben. Oft fahre ich Sonntag nach der Auswärtsfahrt noch nach Crimmitschau. Letzten Sonntag habe ich deshalb gerade mal vier Stunden Schlaf erwischt, weil wir erst gegen drei Uhr zuhause waren. Um 10 Uhr musste ich bereits in Crimme auf der Matte stehen. Ja, es ist zwar Arbeit, aber es macht mir Spaß. Ich sehe das als Entlastung vom Eishockey. Einfach mal den Kopf ausschalten und kreativ werden.“

 

Kopf ausschalten ist ein gutes Stichwort. Wer so hart arbeitet, ist irgendwann reif für die Insel. Es liegt also nahe, dass Erik ab und zu gerne mal seine Koffer packt. Natürlich interessiert uns, was ihn bisher am meisten begeistert hat und was noch auf seiner Bucket List steht:

„Letzten Sommer habe ich auf Bali verbracht – das war mal was komplett anderes. Es war wirklich sehr schön. Am meisten beeindruckt hat mich aber New York. Ich meine… Berlin ist ja schon groß. Aber New York mit seinen Wolkenkratzern ist schon echt ´ne ganz andere Welt. Das hat mich schwer beeindruckt. Diesen Sommer werde ich Urlaub in Kroatien machen, einfach nur zum Entspannen. Ein richtig großes Reiseziel habe ich für dieses Jahr noch gar nicht. Was mich aber auf jeden Fall noch reizen würde sind Ziele wie Canada, Alaska oder Nashville.“

 

Während wir noch über wilde Krabbeltiere in Australien schwadronieren, meldet sich Harley zu Wort. Was uns gleich zum nächsten Thema bringt: das Hundeprojekt. Auf Instagram und seiner Homepage stößt man immer wieder darauf. Was steckt dahinter?

„Das ist eine Sache, die mir persönlich wichtig ist. Ich meine… jeder Hundehalter zahlt Hundesteuern. So findet man in fast jeder Stadt eine Hundewiese oder zumindest Kottüten-Spender, an denen man sich bedienen kann. In Crimmitschau findet man weder das eine noch das andere. Keine Wiese, keine Spender. Wenn man Glück hat, vielleicht einen Mülleimer, in den man dann seine eigenen Tüten versenken kann. Und das, obwohl es dort wirklich viele Hundebesitzer gibt. Deshalb habe ich mich mit der Bürgervereinigung „Für Crimmitschau“ zusammengesetzt – die bringen das Thema jetzt sogar mit in ihr Wahlprogramm ein. Wir wollen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass die Stadt hundefreundlicher wird. Auf den Bildern, die ich dafür mache, will ich zum Beispiel einen kleinen Chihuahua genau so groß wirken lassen wie einen Rhodesian Ridgeback. Einfach um zu zeigen, dass alle Hunde gleich sind.“

 

Dass es hier in Selb den ein oder anderen Kottüten-Spender und viel Auslauf für Harlie und ihre Artgenossen gibt, ist zum Glück nicht der einzige Grund, warum sich Erik hier wohl fühlt.

„Das Gesamtpaket stimmt einfach. Ich komme mit der Mannschaft gut zurecht, der Trainer ist super – er hat mir von Anfang an meine Chance gegeben, mich ins Team einzubringen. Die ganze Organisation ist perfekt. Ich komme ja aus Crimmitschau – das ist zwar zweite Liga, aber Selb kann wirklich mithalten, was das alles betrifft. Man erhält immer pünktlich sein Geld, das ist nicht selbstverständlich. Auch mit meiner Wohnung hier bin ich sehr zufrieden. Meine Vermieter passen sogar gerne mal auf meinen Hund auf – es passt einfach alles.“

 

Auch wenn er es durch seine Profikarriere gewohnt ist, dauernd unterwegs zu sein interessiert uns, wie wichtig ihm das Thema Familie ist.

„Meine Familie ist mir sehr wichtig. Durch die Arbeit sind wir dauernd in Kontakt. Private Gespräche fallen dabei immer ein bisschen hinten runter, weil es die meiste Zeit um die Firma geht, aber das ist nicht weiter schlimm. Leider ist meine Freundin, die ich mittlerweile auch zur Familie zähle, vor kurzem nach Linz gezogen. Sie hat bisher in Dresden gearbeitet, wurde jetzt allerdings befördert und musste nach Österreich. Das macht die Sache natürlich etwas schwieriger, denn vier Stunden fährt man nicht einfach mal spontan, um sich zu sehen. Aber auch das kriegen wir hin.“

 

Kommen wir doch mal zurück zum Thema Eishockey und zu der Frage, wer oder was ihn eigentlich auf den Puck gebracht hat.

„Mein Opa hat mich als Kleinkind aufs Eis gestellt. Er war selbst hobbymäßig Torwart und ist mit seinem Bruder schon immer gerne zum Eishockey gegangen. Mit zwei Jahren habe ich meine erste Ausrüstung bekommen und mit zweieinhalb habe ich angefangen, Eishockey zu spielen. Dazu musste mich zwar keiner zwingen, aber man musste anfangs schon mit mir arbeiten, damit ich dran bleibe.“

 

Wer schon so lange profimäßig aufs Eis geht, den lässt das Thema Nervosität wahrscheinlich kalt. Oder?

„Nervös bin ich eigentlich nicht mehr. Wobei, zugegeben: Die ersten ein, zwei Spiele für Selb war ich schon aufgeregt, weil alles neu für mich war.“

 

Von einigen Spielern wissen wir ja inzwischen, dass jeder so seine Spieltags-Marotten hat. Während der eine seinen linken Schlittschuh zuerst bindet, der andere auf sein Mittagsschläfchen oder Reis-Quinoa-Pfanne schwört, fragen wir uns, wie so ein Spieltag bei Erik abläuft…

„Früher hatte ich auch so meine Routine. Mittlerweile versuche ich, mich nicht mehr festzulegen, um locker zu bleiben. Denn manchmal verliert man sich in seiner Routine. Früher hab´ ich zum Beispiel an Spieltagen immer dasselbe gegessen. Heute esse ich spontan das, worauf ich Lust habe. Gegen 10 Uhr gehe ich dann meistens mit Lanny, Ian und unseren Hunden eine Runde spazieren. Da kommt man schon mal raus aus der Wohnung und hat ein bisschen Bewegung. Danach kurz entspannen, eine Kleinigkeit essen, ein kurzer Mittagsschlaf. Nachmittags schaue ich vielleicht ein paar Spiel-Highlights, um den Kopf zum Arbeiten zu kriegen und mich auf das Spiel einzustellen. Ja und dann geht´s langsam los ins Stadion.“

 

Klingt vernünftig – und auch irgendwie entspannt. Und definitiv nicht nach Frühaufsteher. Bringt uns zu der Frage, was er eigentlich macht, wenn morgens der Wecker klingelt…

„Das Erste was ich mache, wenn mein Wecker klingelt? Ganz einfach: Schlummern drücken (lacht). Also zumindest wenn nichts Wichtiges ansteht. Im Sommer habe ich mehr Energie, da komme ich recht schnell aus dem Bett. Eine Zeit lang bin ich sogar richtig früh aufgestanden, so um halb 5. Um die Morgenstunden zu nutzen und um produktiv zu sein, denn um diese Uhrzeit klingelt das Handy noch nicht. Aber während der Saison geht das nicht. Da ist der Rhythmus eh total im Eimer. Vor allem, wenn man so spät von den Auswärtsfahrten nach Hause kommt. Aber auch bei Heimspielen, an denen ich nicht vor 23 Uhr zuhause bin. Oft kann ich nicht vor 4 Uhr morgens schlafen, weil mein Körper noch so aufgeputscht ist. Nach dem Spiel am Freitagabend geht´s aber Samstagmittag gleich wieder los mit Training. Ich bin dann also den ganzen Tag über müde, kann am Abend aber trotzdem nicht gleich schlafen. Unterm Strich brauche ich fast bis Mitte der Woche, bis ich meinen normalen Schlafrhythmus wieder gefunden habe. Deshalb bleibe ich morgens gerne mal etwas länger liegen…“

 

Und das auch völlig verdient, finden wir. Bevor Corinna zur Kamera greift, um noch ein paar Eindrücke von Erik und Harlie einzufangen, interessiert uns abschließend, was bisher das Highlight in seiner Karriere war und was ihm für die Zukunft wichtig ist.

„Mein persönliches Highlight war die U20-WM damals in Canada. Das war echt ein Erlebnis! Leider konnte ich nicht bis zum Schluss dabei sei, weil ich krank geworden bin und nach Hause musste. Aber wir sind schon vorher eine Woche lang durchs Land gereist und haben verschiedene Freundschaftsspiele gehabt. Im NHL-Stadion Centre Bell in Montreal haben wir dann vor rund 18.000 Zuschauern gespielt – das war Wahnsinn. Allein dort zu trainieren war ja schon mega! Für die Zukunft ist es mein Ziel, mir neben dem Eishockey berufstechnisch was Solides aufzubauen. Das wurde mir von meinen Eltern so vorgegeben und ich glaube, das krieg ich ganz gut hin. Ansonsten versuche ich, die meiste Zeit über glücklich zu sein. Das ist das Wichtigste.“

 

Dieses Interview führte Karin Bayer, Mitglied des Presseteams des VER Selb

Fotos: Erik Gollenbeck, Corinna Fippl

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