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† Jaroslav Hauer 09287 87607

Neuer Abend, neuer Spieler, neues Interview. Das mit der Homestory hat Achim leider nicht so ganz verstanden und lud uns statt in sein Hauptdomizil lieber in sein zweites Zuhause ein: die Pizzeria. Da uns der Schwabenwolf persönlich bekannt ist und wir schon wussten, dass er ein miserabler Koch ist, waren wir insgeheim erleichtert über diese Alternative.

Dass uns neben Pizza und Pasta auch der ein oder andere Spruch um die Ohren fliegen würde, war uns klar. Aber wir wären nicht das VER-Presseteam, wenn wir nicht damit leben könnten. Sonst ist es der Puck, an diesem Abend waren es die derben Sprüche eines Achim Moosberger, die ab und zu ganz schön tief flogen. Aber wer kann Mr. FaMOOSE schon böse sein!?

Achim… Wer oder was hat dich eigentlich dazu gebracht, Eishockey zu spielen?

Ich bin ja in Esslingen aufgewachsen und das Eisstadion war quasi direkt neben meinem Elternhaus, in Gehreichweite. Mein Vater fand den Sport schon immer cool und Fußball war ja nur im Sommer. Für die, die es nicht wissen: Ich habe damals sehr erfolgreich Fußball gespielt und war beim VFB Stuttgart in der Auswahl. Davon gibt es übrigens echt geile Bilder, auf denen ich den VFB-Stuttgart-Dress an hab (seine Brust schwillt auf das Doppelte der Ursprungsgröße). Der Unterschied zwischen VFB und Eishockey war, dass ich zum VFB-Training immer um 17.00 Uhr nach Bad Cannstatt rein musste. Was übrigens kein großer Spaß war. Denn in Stuttgart-Esslingen gibt es so was, das nennt sich Berufsverkehr. Wo du in Selb an der Ampel einmal kurz länger brauchst, brauchst du in Stuttgart einfach mal eine Stunde länger. Nach einem Jahr meinten meine Eltern, jetzt reicht´s, du spielst Eishockey.

So einfach war das…?

Naja, also sie haben mich natürlich schon selbst entscheiden lassen, haben das aber taktisch sehr klug angestellt. So kam ich dann also relativ spät zum Eishockey, erst mit sechs Jahren.

Wer Achim Moosberger kennt, der weiß, den haut so schnell nichts um. Wir wollen trotzdem wissen, was wohl das Peinlichste war, was er jemals in seiner Hockeylaufbahn erlebt hat.

Da fällt mir gleich meine Zeit in Mannheim ein, als ich dort eine Förderlizenz hatte. Gleich im ersten Vorbereitungsspiel haben mich die anderen zum Warmup nach vorne gelassen. Die Halle war nicht komplett ausverkauft, aber es waren schon tausende Leute drin. Sie haben mich also vorgeschickt und sind dann heimlich stehen geblieben. Ich bin voller Elan rausgesprungen, die Fans haben gejubelt, aber es kam keiner nach. Statt einfach ein paar coole Runden zu drehen, bin ich mitten auf dem Eis stehen geblieben. Alleine – und hab mich gewundert, wo alle anderen bleiben. Das hat dann schon irgendwie den Charakter gestärkt. Aber auch außerhalb vom Eis nehme ich ja gern jedes Fettnäpfchen mit, das ich kriegen kann. Die Liste dürfte endlos sein.

Gefühlt bist du schon seit einer Ewigkeit in Selb. Wie lange genau?

Wenn man die Förderlizenz dazu rechnet, bin ich mittlerweile seit acht Jahren in Selb. Das ist fast wie bei „Hangover 2“, à la Bangkok hat dich und lässt dich nicht mehr los. Nur ohne Wolkenkratzer, ohne das Nachtleben und ohne Doug. Ich bin immer noch in Selb, weil das Umfeld passt: die Fans, meine Firma – da gibt es mehrere Faktoren. Ich meine… die regionale Alternative wäre Bayreuth. Da will doch keiner hin (lacht).

Deine Spielernummer #57 – hat sie eine Bedeutung für dich?

In Mannheim hatte ich die #27. Beim nächsten Verein, Heilbronn, war die #27 leider vergeben. Ich habe dann also eine neue Nummer gebraucht, weil der andere Spieler älter war als ich. Habe dann lang überlegt, bis mir Ronny Arendt eingefallen ist. Der hat damals in Mannheim gespielt und war vom Spielertyp her recht ähnlich. Er hatte die #57 und ich dachte mir okay, das passt. Danach habe ich übrigens rausgefunden, dass Marcel Goc, der auch in Esslingen gespielt hat, auch die #57 hatte und NHL gespielt hat. Das hatte ich wohl im Hinterkopf. Er war schon ein Idol.

Wie bereitest du dich auf ein Spiel vor? Irgendwelche Rituale?

Ungefähr acht Stunden vor dem Spiel versuche ich, nicht mehr zu arbeiten, gut zu essen, einen kleinen Nap rein zu hauen und mich dann mental auf das Spiel vorzubereiten. Da gibt es keine großartigen Rituale bei mir. Ich versuche einfach, vom Kopf her bereit zu sein. Abergläubisch bin ich da nicht sonderlich. Den linken Schlittschuh zuerst zu binden oder solche Späße, sind jetzt nicht so mein Ding. Ich tape einfach meinen Schläger und nehme mein Triebwerk (Achtung, Schleichwerbung…). Aufs Essen lege ich allerdings großen Wert und zwar sieben bis acht Stunden vorher – danach gibt es nichts mehr. Ich finde es besser, auf leeren Magen zu spielen. Kurz vor dem Spiel achte ich darauf, mich ausgiebig aufzuwärmen – danach fühle ich mich gut.

Was sind deine Ziele – insgesamt gesehen und für die laufende Saison?

Ich spiele, um die Meisterschaft zu gewinnen – das ist das einzige Ziel. Ob ich da 100 Tore oder nur eines schieße, ist dabei eigentlich egal. Es geht mir auch nicht um das Heimrecht in den Playoffs oder darum, im Finale gegen Tilburg zu verlieren. Ich spiele einfach, um zu gewinnen. Und zwar in jedem Spiel, gegen jeden Gegner. Ich meine – du trainierst acht Monate lang. Nicht um aufzusteigen, sondern um zu siegen. Der Aufstieg ist dann der positive Nebeneffekt. Wer weiß, ob der jeweilige Verein den Aufstieg überhaupt will und stemmen kann. Aber den Sieg, den nimmt dir keiner mehr.

Stichwort Tilburg im Finale: Würdest du tatsächlich mit dem Glauben und der Motivation spielen, Tilburg zu schlagen?

Na klar! Bis zum Finale hast du hunderte Trainingseinheiten hinter dir und rund 70 Spiele gespielt. Am Ende liegen gerade noch fünf Spiele vor dir. Da hörst du doch nicht einfach auf!? Wenn du das Finale verlierst, bist du am Boden zerstört, denn du hast nichts. Du bist einfach nur zweiter, also der Verlierer. Die Spiele zuvor waren nichts wert. Und gerade im Finale denkst du daran, wie sich alle den Arsch aufgerissen haben. Du denkst an all die Verletzungen im Team. Einige haben geblutet und Schmerzen ausgehalten, um hierher zu kommen. Da sagst du doch am Ende nicht einfach „okay, war ganz nett, aber wir sind ja am Ziel“. Nein! Da kneifst du die Arschbacken nochmal richtig zusammen!

Vor drei Jahren hast du die Firma Triebwerk gegründet. Wie kam es dazu?

Oh, das ist eine lange Geschichte… Ich bin damals mit dem Gedanken in die Oberliga, dass ich entweder den Sprung zurück in die DEL2 schaffe oder eben was nebenher mache. Also habe ich erst mal angefangen, zu studieren. Eigentlich wollte ich ja Umweltingenieurswesen studieren. Habe dazu die Vorbereitungskurse gemacht, das war soweit okay. Aber der Schwerpunkt hat mir nicht zugesagt. Abwasserwirtschaft war dann doch nicht so mein Ding. Und wenn mich was nicht interessiert, dann wird das auch nix.
Dann kam das mit Triebwerk auf. Die Kurzversion ist: Kyle Piwowarczyk hatte damals Coffee Pouches auf Coffeinbasis mitgebracht. Ich fand das Zeug gut und hatte dann die Idee mit dem Kaugummi. Piwo und ich sind mit der Idee auf Klaus Möhwald zugegangen und er meinte, wir sollten zu dritt was aufziehen. Die anderen Triebwerk-Produkte sind auf dem Weg entstanden, den wir gemeinsam gegangen sind. Da ist viel Wasser den Bach runter… Am Anfang wussten wir ja nicht wirklich, in welche Richtung das Ganze gehen wird. Wir haben einfach ganz entspannt angefangen – immerhin hatten wir ja noch das Eishockey. Mittlerweile sind aber viele gute Dinge daraus entstanden.

Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Ich würde sagen, das ganze Gerüst steht auf drei stabilen Säulen: Eishockey, Triebwerk und meiner Freundin, Daireen. Klar ist das alles viel Arbeit – Eishockey und Triebwerk sind im Prinzip zwei Full-Time-Jobs. Das geht natürlich zu Lasten der Freizeit. Aber da muss man eben die Zähne zusammenbeißen und hart arbeiten – das ist die eine Sache. Die andere Sache ist, dass Daireen mir sehr viel den Rücken frei hält und bedingungslos mitzieht. Sie verzichtet oft von sich aus auf einiges, wenn sie sieht, dass auch am Samstag noch was erledigt werden muss, weil unter der Woche was liegen geblieben ist. Sie stellt sich da nie quer und trägt alle meine Entscheidungen mit. In meiner Beziehung habe ich schon wirklich viel Rückhalt. Und darüber hinaus arbeite ich mit Leuten, die mit mir zusammen zu 110% anschieben – da geht ordentlich was vorwärts.

Gibt es da überhaupt freie Tage? Zeit zum Entspannen?

Freie Tage gibt es bei mir nicht wirklich. Wenn spiel- und trainingsfrei ist, dann bin ich in Gera, in unserem zweiten Büro. Dort arbeite ich den ganzen Tag und bin abends im Fitnessstudio. Fernseher besitze ich gar keinen, aber ich lese sehr gerne. Aus dem Belletristik-Bereich habe ich zuletzt Fitzek gelesen, „Flugangst 7 a“. War ganz okay, aber am Ende doch ein bisschen crazy. Schätzing ist auch richtig gut, vor allem „Der Schwarm“. Da muss man sich ein bisschen drauf einlassen, aber es lohnt sich.

Du meintest, ein Fernseher wäre bei dir nur Deko. Apropos Deko. Möchtest du etwas zu deinem Weihnachtsbaum sagen…?

Ja, der steht ganzjährig in meiner Wohnung, weil ich zu faul bin, ihn in den Keller zu tragen. An Weihnachten darf er mitten im Raum stehen. Danach kommt er wieder in seine Ecke und schämt sich, weil er kein echter Weihnachtsbaum ist.

Danke Achim, für das amüsante und kurzweilige Interview. Zum Abschluss haben wir noch ein paar Leserfragen für dich…

Wie fühlt man sich so als menschliche Zielscheibe vor dem gegnerischen Tor?

Bei der Zielsicherheit meiner Mitspieler ist der Platz vor dem gegnerischen Tor eigentlich am sichersten. Wenn Lanny schießt, könnte ich mich einfach auf den Boden legen, denn die Scheibe geht auf jeden Fall drüber. Auf Schmerzen stehe ich nicht. Aber es gehört leider dazu. Ich verstehe einfach nicht, warum Henry mich nicht den Spielmacher sein lässt. Aber so lange er das nicht macht, werde ich leider weiterhin vor dem Tor stehen müssen. Wir können ja eine Petition starten: Lasst Moosberger im Powerplay nach oben. Die anderen Vereine würden das sicher unterstützen.

Werden deine Kinder Eishockey oder Fußball spielen?

Was mache ich, wenn das alles Mädels werden? Prinzipiell würde ich jedem Kind raten, Eishockey zu spielen, weil man lernt, was echter Teamsport ist. Und man wird kein Waschlappen. Natürlich dürften meine Kinder selber entscheiden und wenn sie lieber Wasserball spielen möchten, müssen sie halt trotzdem zum Eishockey. Das ist wie in einer guten Demokratie. Du kannst dich entscheiden – du musst dich nur richtig entscheiden.

Frühstückst du immer noch eine zweieinhalb-Kilo-Packung Müsli in der Woche?

Nein. Der größte Spaß am Müsli essen war für mich damals, meinen Geschwistern die Schoko-Pops zu klauen. Dazu habe ich so lange die Packung gerüttelt, bis die leichtere Schokolade sich oben abgesetzt hat und ich sie abfischen konnte. Da ich nun nicht mehr mit ihnen unter einem Dach lebe, macht das ja keinen Sinn mehr. Man klaut sich ja nicht selbst die Schokolade. Mittlerweile frühstücke ich eigentlich nur noch Kaffee… Bin kein großer Frühstücks-Fan.

Kannst du dir vorstellen, noch viele Jahre bim VER zu spielen?

Ich kann mir vorstellen, meine Laufbahn in Selb zu beenden. Ich gehe sogar davon aus.

Hättest du je gedacht, dass du so erfolgreich sei würdest?

Ich bin froh, wie alles gelaufen ist. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, habe U-Nationalmannschaft und in den besten Teams Deutschlands gespielt. Ich bin sehr glücklich über die Erfahrungen, die ich machen durfte und die mich nachhaltig geprägt haben. Heute weiß ich, dass man nichts geschenkt bekommt, aber dass es immer weiter geht.
Man kann vielleicht nicht damit angeben in der Oberliga zu spielen, aber man kann zurecht stolz drauf sein.

Bist du stolz, ein Wolf zu sein?

Ja, das bin ich wirklich.

 

Interview: Karin Bayer
Fotos: Corinna Fippl und privat

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