Ein Tiger wird zum Wolf
Deutsche Vollblutstürmer sind rar gesät aber stehen momentan bei allen Vereinen auf der Wunscheinkaufsliste ganz oben.
Den Selber Wölfen ist es gelungen, einen der namhaftesten und treffsichersten Torjäger der letzten Jahre für den kommenden Winter 2018/2019 unter Vertrag zu nehmen.
Andreas Geigenmüller, die letzten 10 Jahre beim Selber Nachbarschaftsrivalen Bayreuth spielend, bricht seine Zelte am Roten Main ab und wird künftig das Trikot der Selber Wölfe überstreifen.
Für den EHC Bayreuth bzw. dessen Nachfolgeverein Bayreuth Tigers schnürte „Geige“, wie er in der Spielerszene nur genannt wird, in 435 Pflichtspielen die Schlittschuhe. Seine dabei erzielte Ausbeute kann sich mit 272 Toren und 293 Vorlagen (bei 284 Strafminuten) wahrlich sehen lassen.
Selb buhlte am stärksten um mich
Vereinstreue ist im heutigen Sport eine Seltenheit. Andreas Geigenmüller, der in Pegnitz geboren und in Bayreuth mit 6 Jahren das Eishockeyspielen erlernte, war seinem EHC Bayreuth treu. Kommt nun Wehmut bei ihm auf, wenn man nach so einer langen Zeit Abschied nimmt und dann zum langjährigen Erzrivalen wechselt?
Leicht war es natürlich nicht für mich, ich hatte in Bayreuth eine schöne Zeit, lernte viele Leute kennen und es wuchsen viele Freundschaften. Aber nachdem wir finanziell nicht zusammenfanden, war klar, dass das Kapitel Bayreuth beendet ist und ich mir einen neuen Verein suchen muss
so Andreas Geigenmüller.
Der Kontakt nach bzw. mit Selb bestand nach Aussage von Geigenmüller schon länger, bereits vor Jahren gab es erstmals lose, unbedeutende Gespräche, die aber zuletzt aufgelebt und intensiviert wurden.
Und als in den Playdowns gegen Weißwasser Henry Thom persönlich als Zuschauer da war, ging es sehr schnell und in den Gesprächen merkte ich sofort, dass wir beide – Selb und ich – gut zusammenpassen.
Urgestein wechselt zum Erzrivalen
Dem 31jährigen lagen natürlich aufgrund seiner tollen Eishockey-Vita zahlreiche Angebote vor. Warum fiel seine Entscheidung am Ende zugunsten der Wölfe aus?
Das Angebot von Selb war einfach perfekt, alles stimmte und somit musste ich nicht lange überlegen
so „Geige“.
Ein Aspekt war natürlich auch die Entfernung nach Selb für Geigenmüller, der momentan mit seiner Freundin in Creußen ein Haus renoviert und dort auch weiterhin seinen Lebensmittelpunkt haben wird.
Langfristiges Engagement nicht ausgeschlossen
Auf die Frage, welche sportlichen Ziele sich Andreas Geigenmüller persönlich setzt, ist für ihn vordergründig einiges sehr wichtig:
Mein größter Wunsch ist, dass mich die Selber Fans gut aufnehmen, immerhin war ich über Jahre hinweg, als ich noch das Tigers-Trikot trug, in gewisser Weise ihr „Feindbild“. Auf die neue Herausforderung bei den Wölfen freue ich mich riesig und verspreche: ich werde mein Bestes für den mannschaftlichen Erfolg tun und will natürlich mit den Wölfen in die Playoffs kommen – das muss das Ziel von uns sein.
Andreas Geigenmüller, im besten Eishockeyalter stehend, hat einen 1 Jahresvertrag mit den Wölfen geschlossen, schließt aber ein längeres Engagement nicht aus.
Wenn alles gut läuft, man mit mir zufrieden ist, ich mich wiederrum wohlfühle, warum nicht länger
so Geigenmüller mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
Ein Torjäger, der menschlich passt
Natürlich sind wir absolut happy, einen Spieler seines Formats bekommen zu haben. Bei ihm wissen wir, wie offensiv gefährlich er ist
so Wölfe-Trainer Henry Thom erleichtert, als die Unterschrift unter dem Vertrag getrocknet war. So beeindruckend die Scorerpunkte des gebürtigen Pegnitzers der letzten Jahre auch sind, für Henry Thom war eine Erkenntnis, die er aus zahlreichen persönlichen Gespräche mit Andreas Geigenmüller gewonnen hat, noch wichtiger:
Ich bin fest der Überzeugung, dass Andreas menschlich voll in unser Team passen wird – er ist ein Spieler, der das Eishockey wahnsinnig liebt und dafür alles geben wird.
Tore sind sein Markenzeichen
Andreas Geigenmüller – den Wölfe Fans, insbesondere denen, die schon ein paar Jahre länger zum Eishockey gehen, braucht man ihn nicht sonderlich vorstellen. Er war in zahlreichen Oberligaderbys der Tigers gegen die Wölfe immer einer der im Fokus stehenden Schlüsselspielern beim Gegner, drückte mit seiner spielerischen Klasse meist den Partien seinen Stempel auf. Und Andreas weiß, wo das Tor steht. Seine mit Abstand beste und torreichste Saison war 2013/2014, wo er maßgeblichen Anteil am sensationellen ersten Oberligajahr nach dem Wiederaufstieg seiner Tigers hatte. Die Tigers rückten bis ins Playoff-Halbfinale vor (wo dann gegen die Selber Wölfe Schluss war) und Andreas Geigenmüller avancierte sich mit 51 Saisontoren (in 53 Pflichtspielen!!) zum besten Torjäger der gesamten Liga – verdrängte dabei sogar Spieler, wie Geisberger und Piwowarczyk auf die Plätze.
Seine Eishockeykarriere begann der letzte Woche 31 Jahre alt gewordene in Bayreuth, danach zog es ihn nach Weiden, wo er die Nachwuchsabteilungen durchlief, in der Saison 2005/2006 erhielt er seine ersten Einsätze im Profiteam in der Oberliga. Der gelernte Bäcker wechselte danach in die Wagnerstadt, wo er insgesamt 10 Spielzeiten verweilte und sich bei den Tigers mit der Rückennummer 13 in die Geschichtsbücher und gleichermaßen in die Herzen der Bayreuther Eishockeyfans spielte.
Herzlich Willkommen Andreas Geigenmüller bei den Selber Wölfen und auf eine erfolgreiche Saison 2018/2019.
Foto: Mario Wiedel
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